Berlin/Genf – Der Weltklimarat IPCC hat heute den ersten Band des sechsten Weltklimaberichts veröffentlicht. Der Beitrag der Arbeitsgruppe I liefert eine aktuelle Zusammenstellung und Bewertung des weltweiten Wissens über die Klimakrise.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger kommentiert: „2013/2014 wurde der letzte Sachstandsbericht des IPCC veröffentlicht. Seitdem haben Dürresommer, Waldsterben und Flutkatastrophen die Klimakrise auch in unseren Breiten sichtbar gemacht wie nie zuvor. Getan wurde für den Klimaschutz trotzdem zu wenig. Der Weltklimarat bestätigt nun erneut, dass wir uns mitten in der größten menschengemachten Krise aller Zeiten befinden. Er zeigt auch, dass uns nicht viel Zeit bleibt, um verheerende, unumkehrbare Klimafolgen abzuwenden. Die Wiederherstellung natürlicher Treibhausgassenken wie Wälder und Moore und eine naturverträgliche Energiewende sind dringender denn je.“

Der sechste Weltklimabericht basiert auf weiterentwickelten Klimamodellen und neuen Emissionsszenarien, die klimatische Trends so genau abbilden wie nie zuvor. Eine der Kernbotschaften der „Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger“ ist, dass die Erderhitzung 1,5 Grad Celsius sehr wahrscheinlich spätestens 2040 übersteigen werde; sogar das 2-Grad-Ziel drohe außer Reichweite zu geraten. Die letzte Chance, dies zu verhindern, sei eine drastische und rasche Reduktion von Treibhausgasen.

„Der Bericht zeigt einmal mehr, wie dringend die Bekämpfung der Klimakrise ist. Gerade kurz vor der Bundestagswahl müssen die Parteien zeigen, dass sie sich den Herausforderungen stellen und endlich konkretere Maßnahmen im Kampf gegen die Erderhitzung vorlegen. Parteien, die nach den Extremwetterereignissen in Deutschland und weltweit und diesem drastischen Bericht noch immer nur ungefähre und unklare Aussagen zur Bewältigung der Klimakrise verlauten lassen, beweisen vor allem fehlende Lösungskompetenz für eine entscheidende Zukunftsfrage“, so Krüger weiter.

Der Bericht verdeutlicht auch: Unabhängig von weltweiten Bemühungen zum Klimaschutz werden Wetterextreme wie Hitzewellen, Dürre und Starkregenereignisse höchstwahrscheinlich zunehmen. Der aktuelle Forschungsstand zu den schon jetzt nicht mehr vermeidbaren Folgen dieser Entwicklungen wird 2022 mit dem zweiten Teil des Weltklimaberichts veröffentlicht. Schon jetzt ist jedoch klar, dass die Anpassung an unvermeidliche Klimafolgen eine große Rolle spielen wird. Dazu gehören Maßnahmen wie der Schutz von natürlichen Klimaregulierern wie Mooren und Wäldern sowie Bodenentsiegelung und die Renaturierung von Flüssen, um Hochwasser vorzubeugen. Auch grüne Infrastruktur wird immer wichtiger, um städtischen Hitzeinseln entgegenzuwirken.

Für Rückfragen:
Frauke Scholvin, NABU-Expertin für Klimaschutz und -anpassung
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