Von Widerstand zu Wohlwollen: Die kleine Kommune Wilstedt in Niedersachsen, nordöstlich von Bremen, zeigt, wie sich die lokale Bevölkerung bei der Windenergie mitnehmen lässt – und wie Windkraft schlussendlich in gesellschaftlichem Konsens funktioniert. Wir haben die Gemeinde besucht und herausgefunden, wo das Geheimnis des Wilstedter Wind-Friedens liegt.

Vom ersten zum zweiten Windpark in Wilstedt

2008 regte sich in Wilstedt, wie an so vielen Orten, gegen den ersten geplanten Windpark erheblicher Widerstand. 2022 jedoch, als ein zweiter – größerer – Windpark in Wilstedts Süden errichtet wurde, sah das Bild ganz anders aus: Bürgermeister wie Bevölkerung blickten dem Nachfolgeprojekt positiv und erwartungsvoll entgegen. Die finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten am Windpark nahmen die Menschen gut an.

Was war also zwischen 2008 und 2022 passiert? Wieso hatte sich die öffentliche Meinung so verändert?

Studie: „Der Windpark Wilstedt ist derzeit das wohl am besten untersuchte Windprojekt Deutschlands.“

„Warum hören wir doch etwas?“, so fasst Matthias Ringen, Landwirt in Wilstedt, das empfundene Unwohlsein der Menschen im Ort zusammen, nachdem der erste Windpark 2008 in Betrieb ging. Ca. 10 % der Menschen fühlten sich von hörbaren Geräuschen belästigt, viele drückten Sorge vor gesundheitlichen Schäden durch ‚Infraschall‘ aus, der oft als Angstbegriff von Windkraftgegner*innen ins Feld geführt wird.

Die Betreiber reagierten auf die Sorgen der Menschen mit einer Studie, in Kooperation mit der Martin Luther Universität Halle-Wittenberg und der Medical School Hamburg. Diese Studie konnte die Bedenken jedoch signifikant senken: Vom Windpark gingen keine gesundheitlichen Gefahren aus – die wahrgenommenen Geräusche, da ‚hörbar‘, waren jedenfalls kein Infraschall. „Das Wissen ‚Ja, manchmal stört es mich, aber es macht mich nicht krank‘, das war ein ganz entscheidender Punkt“, erklärt Prof. Dr. Gundula Hübner von der Medical School Hamburg, die federführend an der Studie beteiligt war.

Die Erkenntnisse der Studie führten auch zu technischen Verbesserungen an den Windrädern, um die Geräuschbelästigung noch weiter zu minimieren. Dazu gehörte z.B. 2017 die Installation von Serrations (Zackenbänder an den Rotoren), um den Geräuschpegel der Enercon-Anlagen zu reduzieren (wpd).

Die spürbaren finanziellen Vorteile, die der Windpark für die 1.800-Personen-Gemeinde Wilstedt mit sich brachte, räumten verbliebene Bedenken aus: Am zweiten Windpark Wilstedt Süd gab es umfangreiche Beteiligungsmöglichkeiten für die Bevölkerung. Die Wilstedter Bürgerstiftung – wie zukünftig auch die neue Windpark-Stiftung – fördern mit Geldern aus dem Windpark gemeinnützige Projekte vor Ort.

Energiewende mit den Menschen, nicht gegen sie

Das Beispiel Wilstedt (Süd) zeigt einmal mehr: Die Energiewende funktioniert nicht gegeneinander, sondern nur mit allen zusammen. Sorgen von Anwohner*innen sind – wenn auch vielleicht wissenschaftlich unbegründet – dennoch real und damit relevant. Im Dialog auf Augenhöhe lässt sich Vertrauen auf- und Ängste abbauen. Für eine Energiewende mit den Menschen, nicht gegen sie – für Windkraft im Konsens!

Über die Kurzfilmreihe:

“Windwende: Praxisnah zum Anfassen”

Der Beitrag “Windkraft im Konsens” ist einer von sechs Kurzfilmen aus verschiedensten Regionen in Deutschland, die zeigen, wo Politik, Unternehmen und Bürger*innen Hindernisse und Probleme vor Ort gemeinsam überwinden konnten. In diesen Beispielen ist es gelungen, durch Miteinbeziehung der Bevölkerung Akzeptanz für Windenergieprojekte vor Ort zu erreichen, Projekte erfolgreich zu planen und umzusetzen und eine gemeinwohlorientierte Verbesserung der Lebensqualität zu schaffen – ein Lichtblick für die Energiewende!

Alle Videos wurden erstellt von Die Grüne Filmagentur aus Berlin. Wir sagen Danke!

Man sieht das Logo der DBU und einen Hinweis, dass die DBU dieses Projekt gefördert hat.