„Der Wind schreibt uns keine Rechnung.“ Damit ist eigentlich schon (fast) alles gesagt, was man über die Bedeutung von Windenergie für eine Gemeinde wissen muss. Welche und wie viele finanziellen Vorteile ein eigener Bürgerwindpark für eine Stadt mit sich bringen kann, das zeigt das Beispiel Dassow in Mecklenburg-Vorpommern mit seinem Bürgerwindpark Schönberg.

Windpark in Dassow: Wie es dazu kam

Mecklenburg-Vorpommern bietet ideale Voraussetzungen für Windenergie – onshore wie offshore – und liegt hier schon seit Jahren im bundesdeutschen Vergleich ganz weit vorn. Mit dem Bürger- und Gemeindenbeteiligungsgesetz  gab das Bundesland 2016 eine Richtung vor, wie sich die Planung und Realisierung von Windenergieprojekten zukünftig entwickeln sollte: Nämlich nicht über die Köpfe von Bürger*innen hinweg für die Profite großer Unternehmen, sondern mit der lokalen Bevölkerung gemeinsam und als gemeinwohlorientierte Wertschöpfung für strukturschwache Regionen.

Die Idee des Gesetzes kam schleppend ins Rollen – doch schließlich rollte sie: „Es hat recht lange gedauert, bis überhaupt ein Windpark dieses Gesetz angewandt hat“, erinnert sich Annette Pahl, Bürgermeisterin der Stadt Dassow. Der allererste, „das war unser Bürgerwindpark Schönberg.“

„Repowering“ mit Bürgerbeteiligung in Dassow

Schon seit den 1990er Jahren drehen sich Windräder an Schönbergs Horizont. Das Schlüsselwort hieß hier also „Repowering“: Nach einer Planungszeit von fünf Jahren ersetzte die BayWa r.e. in Schönberg sieben alte Windkraftanlagen durch acht neue – höher, leiser, leistungsfähiger. Die BayWa r.e. hat dazu frühzeitig die Genossenschaft NaturEnergie Region Hannover e.G. als zukünftige Betreiberin angefragt und in die Entwicklung des Projekts involviert.

Der Bürgerbeteiligungsprozess lief schließlich 2020: Ab 500 € pro Anteil konnten interessierte Anwohner*innen Gesellschafter*innen werden. „Die Besonderheit einer Bürgerbeteiligung ist, dass man die Menschen abholen muss – dass man ihnen die Chancen und Risiken aufzeigen muss“, erklärt Marcus Biermann, Vorstand der NaturEnergie Hannover und Geschäftsführer des Bürgerwindpark Schönberg.

In Schönberg jedenfalls hat das geklappt: Als die Stadt Dassow das Angebot erhalten hat, sich am Bürgerwindpark zu beteiligen, entschied die Kommunalpolitik: „Ja, wir probieren das einfach mal aus“, so Bürgermeisterin Annette Pahl. 60.000 € investiert Dassow – und hat Ende 2023 schon 63.000 € zurückbekommen. Hier war allerdings auch etwas Glück dabei, denn die Energiekrise 2022/23 kam Bürgerwindparks wie in Schönberg natürlich zugute.

Sportplatz und Solaranlage: Das macht Dassow mit 63.000 € Ausschüttung in nur vier Jahren

Wohin mit dem vielen Geld? In Dassow ist man kreativ: Eine Solaranlage auf der örtlichen Schule, geplant sind weiterhin LED-Beleuchtung auf den Straßen und E-Ladesäulen für den Tourismus in der Gegend. Das Geld aus der Energiewende wird hier investiert in die Energiewende.

Das Gemeindeleben bleibt jedoch auch nicht auf der Strecke: Ein neues Vereinsheim will Dassow errichten, dazu den Sportplatz umbauen. All das wird dafür sorgen, dass der finanzielle Nutzen des Windparks allen Bürger*innen der Stadt zugutekommt, nicht nur denen, die Geld angelegt haben.

Windpark in Dassow mit (gesetzlichem) ‚Rückenwind‘

Ein Windpark funktioniert nur mit dem ‚Rückenwind‘ der Menschen – vor allem derer, die die Anlagen jeden Tag vor ihrem Küchenfenster sehen. Mit rechtlichen Rahmenbedingungen lässt sich jedoch beeinflussen, ob es Rückenwind in der Bevölkerung gibt oder nicht. Mecklenburg-Vorpommern hat hier mit dem Bürger- und Gemeindenbeteiligungsgesetz die Weichen richtig gestellt. Bürgerwindparks wie in Schönberg/Dassow ernten bereits die Früchte davon.

Über die Kurzfilmreihe:

“Windwende: Praxisnah zum Anfassen”

Der Beitrag “Dassow geht neue Wege” ist einer von sechs Kurzfilmen aus verschiedensten Regionen in Deutschland, die zeigen, wo Politik, Unternehmen und Bürger*innen Hindernisse und Probleme vor Ort gemeinsam überwinden konnten. In diesen Beispielen ist es gelungen, durch Miteinbeziehung der Bevölkerung Akzeptanz für Windenergieprojekte vor Ort zu erreichen, Projekte erfolgreich zu planen und umzusetzen und eine gemeinwohlorientierte Verbesserung der Lebensqualität zu schaffen – ein Lichtblick für die Energiewende!

Alle Videos wurden erstellt von Die Grüne Filmagentur aus Berlin. Wir sagen Danke!

Man sieht das Logo der DBU und einen Hinweis, dass die DBU dieses Projekt gefördert hat.