Auf dem Gebiet der Stadt Coesfeld, unweit des Stadtteils Lette, steht einer der größten Windparks in Nordrhein-Westfalen (NRW). Er ging 2021 ans Netz und produziert seitdem mit 13 Windenergieanlagen jedes Jahr 125 Millionen kWh sauberen Strom. So spart der Park 53.000 Tonnen CO2 ein und deckt den Bedarf von 40.000 Haushalten – klimaneutral. Doch das, was das Projekt zu einer Erfolgsgeschichte macht, ist etwas anderes: Der Windpark Letter Bruch ist ein Windpark von den Menschen für die Menschen.

Coesfeld: Eine Gemeinschaft transformiert

Der Windpark im Letter Bruch hat ein seltenes Alleinstellungsmerkmal: Die Initiative kam nicht etwa von großen Projektierern oder der lokalen Politik, sondern von Landwirt*innen vor Ort. Die überlegten sich, was man in ihrer Region mit ihren Flächen denn noch so anfangen könne, um Wertschöpfung für ihre Heimat zu erzeugen. Mit der Idee „Windpark“ gingen sie auf die Stadtwerke zu, und das Ergebnis ist mittlerweile weithin sichtbar: „Aus ursprünglich ein, zwei Anlagen ist dann halt ein Park mit dreizehn entstanden“, bringt es der Landwirt Frank Gröver rückblickend auf den Punkt und schmunzelt dabei.

Was die lokale Akzeptanz eines Windenergieprojektes angeht – nicht selten bei der Bevölkerung ja stark umstritten – so kann es eine bessere Voraussetzung für einen Windpark kaum geben. Trotzdem unternahmen die Betreiber weitere Schritte, um die Akzeptanz in Coesfeld und Umgebung zu erhöhen: Alle Anwohner*innen sollten etwas vom Windpark haben.

Bürgerliche Teilhabe am Windpark Letter Bruch

Grundstückseigentümer*innen und Anwohner*innen konnten sich direkt am Windpark beteiligen: So spiegelt sich ein Teil der Gewinne des Windparks auf ihrem Konto wider. Ein großer Teil des Kapitals wurde außerdem über kleine Darlehen von 500-25.000 € eingeworben, sodass sich am Windpark noch mehrere hundert weitere Bürger*innen mit eigenem Geld beteiligen konnten. Sie bekommen dafür nun mindestens fünf Prozent Zinsen im Jahr.

„Beteiligung ist immer richtig“, so betont Bürgermeisterin Eliza Diekmann nachdrücklich. Der Meinung ist auch Ron Keßeler, Geschäftsführer EMERGY Führungs- und Servicegesellschaft mbH: „Man schaut sich in die Augen und wird sich einig und dann geht’s auch voran“, sagt er.

Gemeinwohlökonomie und Lebensqualität

Bei der Gründung des Windparks entschieden sich die Grundstückseigentümer*innen außerdem dafür, einen wesentlichen Teil ihrer Pachterlöse der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Daraus unterstützt nun die Windpark Coesfeld Letter Bruch GmbH & Co. KG die Bürgerstiftung Coesfeld mit jährlich wiederkehrenden Zuwendungen. Die Stiftungsgelder dienen dazu, gemeinnützige Vereine, Projekte und Initiativen vor Ort und speziell im Ortsteil Lette zu fördern. Bei den Stiftungen können Vereine und engagierte Einzelpersonen Förderanträge stellen.

Energie-Land NRW: Von Kohle zur Windkraft

In Nordrhein-Westfalen kommt ungefähr die Hälfte des regenerativ erzeugten Stroms aus der Windenergie – sie sichert so auch rund 20.000 Arbeitsplätze (BWE-Landesverband NRW 2022). Da jedoch weiterhin fossile Energieträger wie Braun- und Steinkohle dominieren, liegt der Anteil der Windenergie am Gesamtstromverbrauch derzeit noch bei unter 10 % (LEE NRW) – ist also ausbaufähig. Die Landesregierung hat da große Pläne: Mindestens 1.000 Windenergieanlagen will sie bis 2027 errichten. Der Windpark Coesfeld im Letter Bruch ist hier ein absolutes Vorzeigeprojekt – und ein Meilenstein für soziales Engagement und die Stärkung der Gemeinschaft vor Ort in Coesfeld!

Über die Kurzfilmreihe:

“Windwende: Praxisnah zum Anfassen”

Der Beitrag “Coesfeld im Wind” ist einer von sechs Kurzfilmen aus verschiedensten Regionen in Deutschland, die zeigen, wo Politik, Unternehmen und Bürger*innen Hindernisse und Probleme vor Ort gemeinsam überwinden konnten. In diesen Beispielen ist es gelungen, durch Miteinbeziehung der Bevölkerung Akzeptanz für Windenergieprojekte vor Ort zu erreichen, Projekte erfolgreich zu planen und umzusetzen und eine gemeinwohlorientierte Verbesserung der Lebensqualität zu schaffen – ein Lichtblick für die Energiewende!

Alle Videos wurden erstellt von Die Grüne Filmagentur aus Berlin. Wir sagen Danke!

Man sieht das Logo der DBU und einen Hinweis, dass die DBU dieses Projekt gefördert hat.