Windkraft im Wald befeuert das Artensterben? Keineswegs: Die Gemeinden Sulz am Neckar und Dornhan in Baden-Württemberg zeigen, wie Windkraft auch im Wald naturverträglich funktioniert. Dabei kann man sogar die lokale Bevölkerung mitnehmen und die Akzeptanz für Windkraft auch im Wald entscheidend stärken.

Wenig Windkraft in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg ist nicht gerade Windkraft-Vorzeige-Bundesland: Von den Flächenbundesländern erzeugen nur Sachsen und das Saarland weniger Leistung aus Windkraft als Baden-Württemberg (Handelsblatt). Aber auch hier kommt der Stein ins Rollen: Mit der Task Force Erneuerbare Energien hat das Bundesland Genehmigungsverfahren massiv beschleunigt, und bei den Standorten stehen nun besonders auch die Staatswälder im Fokus: 8.000 Hektar Potenzialflächen wurden von 2012-2021 bereits verpachtet (Vergabeoffensive ForstBW).

Dazu gehört auch Fläche auf der Gemarkung der Gemeinden Sulz am Neckar und Dornhan. Sechs Windräder sollen hier entstehen, ausgerechnet im Waldgebiet.

 „Auch Naturschutzinitiativen wollen die Energiewende“

Beim Thema „Wind im Wald“ horchen Naturschutzinitiativen schnell auf: Deutschlands Wälder sind ohnehin in schlechtem Zustand, dabei sind sie so wichtig als Kohlenstoffsenken gegen die Klimakrise und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Entsprechend ist auch in der lokal engagierten Bürgerschaft das Thema Naturschutz im Wald besonders relevant, wenn es um die Planung von Windkraftanlagen geht.

Das, was Wälder wie Tierarten jedoch vor allem anderen bedroht, ist die voranschreitende Erderhitzung. Artenschutz heißt deshalb immer auch Klimaschutz – und dafür ist die Energiewende unvermeidbar. Deshalb weiß und betont Markus Kissing, Wind-Projektmanager bei der RES Deutschland GmbH: „Auch Naturschutzinitiativen haben ein Interesse daran, dass die Energiewende weitergeht und Klimaschutz betrieben wird.“

Wie nun also diese beiden Aspekte zusammenbringen? Mit Betreibergesellschaft RES, die den Windpark Sulz am Neckar/Dornhan planen, setzt Markus Kissing besonders auf den Dialog mit der lokalen Bevölkerung: Infoveranstaltungen und Führungen für lokale Naturschützer*innen vermitteln Informationen, ermöglichen Beteiligung und Mitspracherecht. Das zerstreut Bedenken und bietet die Möglichkeit zur Kooperation mit den Initiativen.

Artenschutz: Was es bei Wind im Wald zu beachten gilt

All das hat in Sulz am Neckar und Dornhan maßgeblich zu einer höheren Akzeptanz für den geplanten Windpark im Wald geführt. Denn um Windkraft im Wald naturverträglicher zu gestalten, gibt es eine Reihe von Maßnahmen. So kann der Projektierer etwa die Windanlagen in Wirtschaftswäldern planen und bereits bestehende Infrastruktur nutzen (wie Straßen) statt in sensibleren Gebieten noch zusätzlich Wald abzuholzen.

„Das Ziel ist es, Kompromisse zu suchen, und wenn es zu Konflikten kommt, diese zu entschärfen oder zu lösen“, bringt es Yassin Cherid vom BUND (Landesverband Baden-Württemberg) auf den Punkt. Man könne zum Beispiel auch Ausgleichsflächen schaffen und betroffene Arten weglocken, führt er aus, oder die Windkraftanlagen zu bestimmten Zeiten mit hohem Flugbetrieb abschalten.

Wind im Wald – mit Mensch und Natur im Einklang

Wie an so vielen Stellen zeigt auch das Beispiel Sulz am Neckar / Dornhan, wo der Kern für Erfolg bei Windenergieprojekten liegt: Frühzeitige und aufrichtige Kommunikation auf Augenhöhe mit beteiligten Akteur*innen baut Vorurteile und Blockaden ab. Das bildet die Grundlage für gute Lösungen, um die Umwelt mit Windenergie nicht zu gefährden – und so auch lokale Naturschutzinitiativen zufriedenzustellen. So entsteht die notwendige Akzeptanz für Windenergie, die Deutschlands Energiewende so dringend braucht.

Über die Kurzfilmreihe:

“Windwende: Praxisnah zum Anfassen”

Der Beitrag “Zukunftswind: Sulz am Neckar und Dornhan legen los” ist einer von sechs Kurzfilmen aus verschiedensten Regionen in Deutschland, die zeigen, wo Politik, Unternehmen und Bürger*innen Hindernisse und Probleme vor Ort gemeinsam überwinden konnten. In diesen Beispielen ist es gelungen, durch Miteinbeziehung der Bevölkerung Akzeptanz für Windenergieprojekte vor Ort zu erreichen, Projekte erfolgreich zu planen und umzusetzen und eine gemeinwohlorientierte Verbesserung der Lebensqualität zu schaffen – ein Lichtblick für die Energiewende!

Alle Videos wurden erstellt von Die Grüne Filmagentur aus Berlin. Wir sagen Danke!

Man sieht das Logo der DBU und einen Hinweis, dass die DBU dieses Projekt gefördert hat.